Mein Vater war einer von den Menschen, der nicht durch die
"Gegend" spazierte, wanderte, oder lief; er "ging". Seine Füße nahmen
wahr, die Augen sahen und seine Ohren hörten. Das Wissen und das allzeit
gute Gedächtnis gingen mit! Auf diese Weise fand er vieles, was andere
Leute gar nicht erst bemerkten, und was die Schätze in seinen
Sammelschränken nur vermehrte. So auch dieses Amulett. Er fand es in der
Kiesgrube Nr. 77, an der alten Salzstraße von Annental nach Kotzine. An
dieser Stelle muß auch, (es war eine der niedrigen Endmoränen, eine
Sandablagerungswelle vor dem Korsarenberge), eine Raststelle gewesen
sein, denn eingelagerte Feuerstellen erzählten davon. Dieser Teil der
alten Salzstraße war der "Sommerweg" von Breslau über Juliusburg, an der
großen Stadt Oels vorbei, an der Oelsbache entlang nach Groß-Gahle,
Bukowine, Annental, Klenowe, Kotzine, Suschen... Sie umging den
Korsarenberg und Neumittelwalde und verkürzte so den Weg. Sie war auch
eine "Viehtrift", die an vielen Wasserstellen bis nach Breslau
vorbeiführte.
Altes Bauernhaus in Klenowe
Das abgebildete Amulett ist größer als das Original. Es ist aus
"Specksandstein" von einem "Laien" angefertigt. Auf der Vorderseite ist
ein Herzjesukind und ein Kreuz. In dem Herz ist ein "T" = Monogramm des
Besitzers (? ) Auf der Rückseite ist in dem Kreis ein Doppelkreuz. Die
Zeichen bedeuten: 11 und ein liegendes L = 50; also 1150 als Jahreszahl!
SIS soll heißen: "In diesem Zeichen wirst Du siegen!" Alle Vertiefungen
waren zur Verschönerung mit buntem Harz ausgefüllt. Professor Seeger vom
Schlesischen Landesmuseum Breslau hat es um 1920 untersucht. Aufbewahrt
wurde das "Amulettel" in einem ungefähr 15 cm hohem Buchsbaumkelch, der
aus einem Stück gedreht war. Oben war der Kelch durch einen 3 cm dicken
Deckel von etwa 8 cm Durchmesser mit Bajonettverschluß verschlossen. Der
Deckel hatte ein Geheimnis. Ebenfalls durch Drehen konnte man ihn
öffnen! Im oberen Teil des Deckels war auf schwarzem Samt ein Relief
angebracht. Es war "der Sündenfall" in Kleinstarbeit aus Elfenbein
geschnitzt. Das Ganze diente wie ersichtlich einstmals als
"Schnupftabatiere".