Abb. 191
Amulett, oben Rückseite, unten Vorderseite

"Das Amlettel", der Talisman der Familie Kiese

Von Erdmann Kriese

Mein Vater war einer von den Menschen, der nicht durch die "Gegend" spazierte, wanderte, oder lief; er "ging". Seine Füße nahmen wahr, die Augen sahen und seine Ohren hörten. Das Wissen und das allzeit gute Gedächtnis gingen mit! Auf diese Weise fand er vieles, was andere Leute gar nicht erst bemerkten, und was die Schätze in seinen Sammelschränken nur vermehrte. So auch dieses Amulett. Er fand es in der Kiesgrube Nr. 77, an der alten Salzstraße von Annental nach Kotzine. An dieser Stelle muß auch, (es war eine der niedrigen Endmoränen, eine Sandablagerungswelle vor dem Korsarenberge), eine Raststelle gewesen sein, denn eingelagerte Feuerstellen erzählten davon. Dieser Teil der alten Salzstraße war der "Sommerweg" von Breslau über Juliusburg, an der großen Stadt Oels vorbei, an der Oelsbache entlang nach Groß-Gahle, Bukowine, Annental, Klenowe, Kotzine, Suschen... Sie umging den Korsarenberg und Neumittelwalde und verkürzte so den Weg. Sie war auch eine "Viehtrift", die an vielen Wasserstellen bis nach Breslau vorbeiführte.
Abb. 192
Altes Bauernhaus in Klenowe

Das abgebildete Amulett ist größer als das Original. Es ist aus "Specksandstein" von einem "Laien" angefertigt. Auf der Vorderseite ist ein Herzjesukind und ein Kreuz. In dem Herz ist ein "T" = Monogramm des Besitzers (? ) Auf der Rückseite ist in dem Kreis ein Doppelkreuz. Die Zeichen bedeuten: 11 und ein liegendes L = 50; also 1150 als Jahreszahl! SIS soll heißen: "In diesem Zeichen wirst Du siegen!" Alle Vertiefungen waren zur Verschönerung mit buntem Harz ausgefüllt. Professor Seeger vom Schlesischen Landesmuseum Breslau hat es um 1920 untersucht. Aufbewahrt wurde das "Amulettel" in einem ungefähr 15 cm hohem Buchsbaumkelch, der aus einem Stück gedreht war. Oben war der Kelch durch einen 3 cm dicken Deckel von etwa 8 cm Durchmesser mit Bajonettverschluß verschlossen. Der Deckel hatte ein Geheimnis. Ebenfalls durch Drehen konnte man ihn öffnen! Im oberen Teil des Deckels war auf schwarzem Samt ein Relief angebracht. Es war "der Sündenfall" in Kleinstarbeit aus Elfenbein geschnitzt. Das Ganze diente wie ersichtlich einstmals als "Schnupftabatiere".

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