Sonderkreisblatt vom 14. Januar 1920
Der Vertrag über den Abschluß des Krieges mit Deutschland und dem
zahlreichen Bund seiner Feinde ist am 10. Januar in Kraft getreten.
Das
Unglück Deutschlands schreitet damit unerbittlich fort, und es beginnt
die Notwendigkeit der Erfüllung schwerster und schmachvollster, unsere
gänzliche Verarmung herbeiführender Bestimmungen in allernächster Zeit.
Tiefste Trauer legt sich auf unseren Kreis, denn das Unfaßbare der
Lostrennung eines großen Teiles des Kreises soll nunmehr wahr werden.
In dieser Stunde der Trennung wollen wir uns vergegenwärtigen, daß ein
übermächtiger Feind uns zwar durch Grenzpfähle scheiden, das Band der
Zusammengehörigkeit aber nicht zerreißen kann.
Uns eint unlöslich der
gemeinsame Gang der Geschichte durch Jahrhunderte hindurch und der Segen
der deutschen Geisteskultur und der preußischen Arbeit in Ordnung und
Pflichterfüllung. Die magnetische Kraft dieses Geschehens und dieser uns
gemeinsamen Güter wird sich bewähren und sich stärker als alle
trennenden Kräfte erweisen.
Dies soll der Stern der Hoffnung sein, der
uns durch die finstere Nacht der Gegenwart in eine schönere Zukunft
hineinleuchtet.
Schwestern und Brüder im abzutretenden Teil, seid gewiß,
daß die Tatsache Eurer Losreißung von Eurem Volk und Eurem Vaterlande,
Eurem Schlesien und Eurem Wartenberger Kreis in unseren Herzen, die wir
bei der Heimat verbleiben, immerdar wirken wird, wie eine offene,
brennende Wunde, die sich von Geschlecht zu Geschlecht fortpflanzen
wird, bis wir wieder in den Armen unserer Mütter Deutschland vereint
sein werden.
Wir wollen uns in dieser ernsten, traurigen Stunde
feierlich Treue um Treue und nie versiegende Liebe zu unserem deutschen
Volke und Vaterlande schwören. Gott schütze und segne Euch in dem
fremden Staate, getrennt von Eurer Heimat!
Groß Wartenberg, den 14. Januar 1920
Namens der Kreisverwaltung
Detlev von Reinersdorff, Landrat
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