In diesen Kurzbeschreibungen folgen wir im wesentlichen den Angaben, die
uns aus der Franzkowskischen "Chronik" überliefert sind. Es kann nur von
jeder Gemeinde ein kurzer Abriß der geschichtlichen Daten und Abläufe
gegeben werden. Auch erheben diese Angaben nicht den Anspruch, in allen
Punkten vollständig zu sein. Das ist nach Lage der Dinge zur Jetztzeit
auch gar nicht mehr möglich. In den meisten Fällen sind alle Unterlagen
verloren gegangen, in vielen Fällen sind leider nur recht unvollständige
Angaben derzeit für uns greifbar. Es ist Sinn und Zweck dieser
Kurzbeschreibungen, daß das Wenige, was wir noch über die einzelnen
Gemeinden des Kreises wissen, aufgezeichnet ist und nicht in
Vergessenheit geraten soll. Betrachtet man unter diesem Gesichtspunkt
diese Aufzeichnungen, dann sind sie ein wertvoller Beitrag zur
Geschichte unseres Heimatkreises.
Die Ortsbeschreibungen sind, soweit nicht anders vermerkt, aus dem Schlesischen Ortschaftsverzeichnis von 1913.
Einwohnerzahlen in [] sind bereits im zugehörigen Ort mitgezählt
POLNISCH-STEINE (ab 1907 Schönsteine) | Dorf + Rittergut (mit Försterei):
Kreis Groß Wartenberg 16,5 km;
Postbestellanstalt, evang. Kirche Neumittelwalde 6 km;
Amtsgericht Festenberg 10,5 km;
Eisenbahnstation, Amtsbezirk, Standesamt Bukowine 3 km;
kath. Kirche Tscheschen;
Einwohner: 184 + 25 | | | Seit dem 17. Juli 1907 ist die bis dahin gebräuchliche Ortsbezeichnung
in Schönsteine umgeändert worden und zwar durch eine Verfügung des
Königlichen Regierungspräsidenten. Der Ort wurde vorher Polnisch-Steine
genannt. Bereits 1340 ist Steine im Besitz von Konrad. Von 1530 bis 1594
sind die Herren von Lohr Besitzer von Steine. Um 1620 gehört es
Friedrich von Niebelschütz. Dieser wurde wegen verweigerter
Vasallenpflicht dem Standesherrn gegenüber durch das Wartenberger
Hofgericht 1623 mit Weib und Kind
ausgewiesen und sein Gut zwangsverwaltet. Zu Michaelis 1623 wurde die
Zwangsverwaltung zwar aufgehoben und von Niebelschütz bekam sein Gut
wieder zurück, wurde dafür aber mit einer das Gut dauernd belastenden
Geldstrafe belegt. Die Nachfolger des Niebelschütz hatten noch unter der
Belastung zu leiden. Diese muß sehr groß gewesen sein, denn es fand sich
zunächst kein Käufer. 1660 haben es dann die Vormünder des damals noch
mindejährigen Standesherrn, Karl Hannibal Burggraf Dohna, für diesen
gekauft. Am 27. März 1700 wurde die 1625 gegen Friedrich von
Niebelschütz verhängte Strafe aufgehoben und das Allodialgut bekam mit
Johann Albrecht von Siegrodt und Slawikau einen neuen Besitzer. Von 1715
bis 1778 gehört es den von Prittwitz. Dann kauft es Freiherr von
Seidlitz. Am 14. Februar 1795 ersteht es Hans Christian Freiherr von
Puttkammer. Im Besitz der Familie von Puttkammer bleibt Schönsteine bis
zum Kriegsende 1945. 1666 ist aus einem Urbarium der Standesherrschaft
Wartenberg zu berichten: Demnach zinsten die Freigärtner zu Steine 25
Taler 12 Groschen bar, 38 Hühner, neuneinhalb Schock Eier, neun Stück
Gespinnst umsonst und 12 Stück gegen Lohn. Die Scheffelgärtner zahlten 8
Taler in Bar, 24 Hühner, sechs Schock Eier, fünf Stück Gespinnst umsonst
und 42 Stück gegen Lohn. Die herrschaftliche Brettmühle schnitt jährlich
10 Schock(?). Die Eichelmastung genügte für 15 Schock Schweine. Der Wald
lieferte prächtiges Bau- und Schirrholz. Zum Rittersitz gehörten die
Ober- und Niedergerichte und das "ganz freie Kirchlehn". Um 1715
erfahren wir beim Kauf durch die Familie von Prittwitz, daß sich die
meist armen Einwohner des Dorfes vorwiegend mit Schindelmacherei
beschäftigen. Viele gingen auch nach Polen in Arbeit. Daher ist wohl
auch der frühere Name Polnisch-Steine abzuleiten. | |
POREMBEN | Kolonie [Dobretz + Goschütz + Lassisken]:
Kreis Groß Wartenberg (Bz. Breslau) 23 km;
Post Conradau(Kreis Groß Wartenberg) 2,5 km;
Eisenbahn Bukowine 8 km;
Einwohner: [74 + 8 + 33] | | | |
POSMYK | Vorwerk [Trembatschau]:
Kreis, Eisenbahn Groß Wartenberg (Bz. Breslau) 11,5 km, Bahnhof 9,5 km;
Post Trembatschau 2,5 km;
Einwohner: [10] | | | |
PRZYDZIALEK | Kolonie [Tscheschen]:
Kreis Groß Wartenberg (Bz. Breslau) 19,5 km;
Post Tscheschen (Kreis Groß Wartenberg) 1,5 km;
Eisenbahn Bukowine 7 km;
Einwohner: [47] | | | |
RADINE | Dorf + Rittergut:
Kreis, Amtsgericht, evang. Kirche, Eisenbahnstation Groß Wartenberg 8, Bahnhof 10,5 km;
Postbestellanstalt, Amtsbezirk, Standesamt, kath. Kirche Rudelsdorf 2 km;
Einwohner: 91 + 80 | | | Es ist seit 1757 mit Rudelsdorf verbunden. Ein ehemaliges Bistumsgut.
Nach der Protektionsbulle des Papstes Adrian IV. erhielt es das Bistum
am 23. April 1155 aus einer Schenkung des Grafen Zlawo. Der Bischof
besaß dort 4 Hufen Wald (die Bauern hatten 24 Hufen, davon gehörten zwei
freie Hufen dem Schulzen). Im L. f. 1305 wird von einer Kastellanei in
Radine berichtet. Daraus gehörten nach altem Recht der Schollendorfer
Kirche 12 Hufen. Bald nach 1305 muß Radine verkauft worden sein, denn es
erscheint
danach nicht mehr im Besitz der Kirche. In einer Urkunde vom 30.
Januar 1317 wird ein Leonhard von Radine als erster weltlicher Besitzer
genannt. Im Jahre 1642 wird Radine von den in der Standesherrschaft
Wartenberg "gewaltätig hausenden" Schweden ausgebrannt und völlig
vernichtet. 1738 wird ein Ferdinand von Dresky Besitzer, dessen Erben
verkaufen 1757 an Ernst von Dyhrn und Schönau auf Rudelsdorf. Radine war
zuletzt Ortsteil von Rudelsdorf.
Nach einem Archidiakonalbericht vom Jahre 1666 waren die Dörfer Ellgut
und Radine zur St.-Hedwigs-Kirche von Rudelsdorf eingepfarrt. Zu der im
Jahre 1857 in Rudelsdorf eingerichteten katholischen Privatschule, die
unterm Datum vom 5. Mai 1866 zur öffentlichen Schule erhoben wurde, war
mit Distelwitz-Ellgut und Dyhrnfeld auch Radine eingeschult. Die Schule
hatte 1910 61 Schüler. Die Evangelischen aus Rudelsdorf und Radine
gehörten um 1779 als Gäste zur Wartenberger Kirche. Die evangelischen
Kinder aus Radine besuchten die bereits 1763 durch den Grundherren Ernst
Freiherr von Dyhrn gegründete Schule in Rudelsdorf. Der erste Lehrer
hieß Langhammer, Karl Wilhelm. 1902 wurde ein schönes neues Schulhaus
gebaut. Die Schule wurde um 1910 dreiklassig geführt. Zwei Lehrer
unterrichteten 124 Schüler. | |
RIPPIN | Dorf (mit Bartelmühle, Brettmühle und Große Mühle) und Rittergut (mit 2 Forsthäusern):
Kreis, Eisenbahn Groß Wartenberg (Bz. Breslau) 8,5 km, Bahnhof 11 km;
Post, Eisenbahn, Amtsgericht, kath Kirche, ev. Kirche Neumittelwalde 7,5 km, Bahnhof 8,5 km;
Amtsbezirk, Standesamt Ossen;
Einwohner: 373 + 83
| | | |
RIPPIN-ELLGUT (ab 1937 Ostfelde) | Dorf + Rittergut:
Kreis Groß Wartenberg 9,5 km;
Postbestellanstalt, Amtsgericht, evang. Kirche, kath. Kirche, Eisenbahnstation Neumittelwalde 5 km;
Amtsbezirk, Standesamt Ossen;
Einwohner: 77 + 94
| | | Der frühere Name Rippin-Ellgut ist wahrscheinlich von dem polnischen
Riba = Fisch abgeleitet. Es gab in Ostfelde seit alters zahlreiche
Fischteiche. Die Rippiner Karpfen waren sehr gesucht. Seit langen Jahren
befanden sich die Güter im Besitz der Familie von Prittwitz. 1481 ist
Peter von Prittwitz bekannt. Im Jahre 1656 verkauft die Witwe des
Joachim Friedrich von Prittwitz, Maria Elisabeth geborene von
Posadowski, "die nach Adam von Prittwitz (um 1602) verbliebenen, durch
den Krieg völlig ruinierten und verschuldeten zur Subhastation
gekommenen Güter Rippin, Mangschütz, Ellgut und Fruschof von den
Prittwitzschen Creditoren und Interessenten" für 16 760 schles. Taler.
1671 ist deren Sohn Bernhard Moritz bereits wieder Besitzer und am 7.
Oktober 1740 verkauft dann der letzte von Prittwitz, Alexander Moritz,
für 45 300 Taler die Güter Rippin mit
Ellgut, Mangschütz und Fruschof an den damaligen Standesherrn, den
Grafen Münnich.
| |
RODELAND | Kolonie [Dombrowe]:
Kreis Groß Wartenberg (Bz. Breslau) 22 km;
Post, Eisenbahn Großgraben 4 km;
Einwohner: [51]
| | | |
ROTHEMÜHLE | Mühle [Wioske]:
Kreis, Post, Eisenbahn Groß Wartenberg (Bz. Breslau) 4,5 km, Bahnhof 7 km;
Einwohner: [6]
| | | |
RUDELSDORF | Dorf + Rittergut (mit 2 Förstereien und Oberhof):
Kreis, Amtsgericht, evang. Kirche Groß Wartenberg 10 km;
Postbestellanstalt, Amtsbezirk, Standesamt, kath. Kirche Rudelsdorf;
Eisenbahnstation Bukowine 7 km;
Einwohner: 304 + 167
| | | Das Dorf ist nach seinem Gründer Rudolphi villa benannt worden und als
solches 1305 im L. f. bereits erwähnt. Es hatte einschließlich des
Schulzens 56 Hufen. Der älteste erwähnte Besitzer nannte sich Leonhard
de Rudolphi villa (1307). Ab 1435 erscheinen die Sternberg in
Rudelsdorf. Seit Anfang des 17. Jahrhunderts wurden dann zwei Anteile
unterschieden: Ober- und Nieder-Rudelsdorf. Beide Teile sind ab 1721 unter
Karl Maximilian Freiherr von Dyhrn und Schönau endgültig wieder
vereinigt.
Am 4. Juni 1789 kaufte Heinrich Graf Reichenbach-Goschütz Rudelsdorf
nebst Radine und Dyhrnfeld für 115 000 Reichstaler. Von den Goschützer
Grafen wurden die Rudelsdorfer Güter für den am 7. April 1808 geborenen
unter Gewalt seines Vaters, des Gutsbesitzers und Kaufmanns Johann
Gottlob Korn in Breslau stehenden Wilhelm Gottlieb Korn mit dem
Kaufbetrag von 81000 Reichstalern erworben. Mit der unter dem 23.
Dezember 1865 ausgestellten Stiftungsurkunde errichtet Wilhelm Gottlieb
Korn mit Rudelsdorf, Dyhrnfeld und Radine und den dazugekauften
Grundstücken ein Fideikommiß, dem er ein bis auf 120 000 Taler zu
verstärkendes Geldfideikommiß von 80 000 Talern an die Seite stellte.
Wilhelm Gottlieb Korn wurde am 24. Dezember 1866 in den erblichen
Adelsstand erhoben. Er starb am 7. September 1877. Rudelsdorf blieb bis
1945 im Besitz der Familie von Korn. Bei Franzkowski findet man auf
Seite 434 den Hinweis, daß die Pfarrkirche "sicher schon bei der
Aussetzung des Dorfes zu deutschem Recht" gegründet wurde. Franzkowski
stützt seine Vermutung auf einen Hinweis bei Herrn. Neuling, Schles.
Kirchorte, 2. Ausgabe S. 268. Im Jahre 1640 fielen die Schweden in
Rudelsdorf ein und brannten den Pfarrhof ab. 1602-1656 amtierte als
Pastor Johann Waltsgott. 1616-17 Jeremias Schur, bis 1643 Balthasar
Nierowny. Von 1643 bis 1645 Adam Albing, danach bis 1651 Zacharias
Süßenbach. Ihm folgte Georg Rupilius, der 1654 die Pfarrei verlassen
mußte. Aus den Angaben bei Franzkowski ist nicht zu ersehen, warum der
Pfarrer Rudelsdorf verläßt. 1633 wurde Schönwald mit Rudelsdorf
vereinigt. Dieser Zustand endete erst, als am 8. August 1883 Klein- und
Groß-Schönwald mit Dombrowe bei der Erhebung der Kuratie Festenberg zur
Pfarrei, nach Festenberg eingepfarrt werden. Im 16. und 17. Jahrhundert
war die Kirche dem neuen Glauben zugehörig. Als 1654 die Rückgabe für
den katholischen Ritus erfolgte, war das Kirchengebäude in trostloser
Verfassung, "mehr einer Räuberhöhle ähnlich". Sie trug nach einem
Archidiakonalbericht vom Jahre 1666 den Namen St. Hedwig. Es gehörten
die Dörfer Rudelsdorf, Distelwitz-Ellgut und Radine zur Pfarrei. Auch
das Pfarrhaus und das Kirchschreiberhaus waren in sehr schlechtem
Zustand. Im Kirchturm hingen zwei Glocken. Mit Andreas Johann Joseph aus
Reichtal erhielt die Kirchgemeinde 1665 wieder einen eignen Pfarrer. In
seiner Amtszeit wurde 1677 die Kirche, das Pfarrhaus und die Schule neu
gebaut. Der sehr rührige Geistliche ging 1682 als Pfarrer nach Bralin.
Aus der langen Reihe der Rudelsdorfer Pfarrer ist besonders zu erwähnen
Pfarrer Franz Gogol. Geboren 1803 zu Münchwitz, ordiniert 1827, am
1.5.1827 zum Administrator ernannt, blieb er bis Neujahr 1844 als
wirklicher Pfarrer in Rudelsdorf. Er verstand es, die im Jahre 1837 der
Pfarrei drohende Auflösung zu verhindern. Besonderer Erwähnung verdient
auch Pfarrer Adalbert Krause, geboren 1823 zu Ratibor. Er studierte
zuerst Jura und dann Theologie und war seit 1847 Priester. Er versah das
Pfarramt von 1853 bis zu seinem Tode am 7.3.1865. Er brachte unter
unsäglichen Mühen in die im argen liegenden kirchlichen Verhältnisse
Ordnung. Die 850 Katholiken seiner Parochie lebten in 36 Ortschaften in
einer Entfernung bis zu 20 Kilometern unter 9000 Andersgläubigen. In der
ganzen Parochie gab es nicht eine einzige katholische Schule. Deshalb
gründete Pfarrer Krause bald in Bukowine und danach in Rudelsdorf eine
katholische Schule. 1862 unternahm er auch die ersten Verhandlungen zur
Gründung einer katholischen Schule in Distelwitz. Sie wurde aber erst
nach seinem Tode am 3.4.1868 eingeweiht. Unter seinem Nachfolger wurde
auch 1885 "die altersgraue, mehr als bescheidene Pfarrkirche, ein
Bindwerkbau ohne Turm, in ein schönes massives Gotteshaus mit Turm
verwandelt", nur der alte Dachstuhl und das Schindeldach sind geblieben. Diese
Erneuerung wurde unter Pfarrer Muschallik ergänzt durch den Neubau eines
massiven Pfarrhauses. Im Jahre 1902 wurde unter Pfarrer Weinhold dann
auch das Schulhaus neu gebaut. | |
SACRAU | Dorf und Rittergut:
Kreis Groß Wartenberg (Bz. Breslau) 24 km;
Post, Amtsbezirk, Standesamt, kath Kirche, ev. Kirche Goschütz (Kreis Groß Wartenberg) 3 km;
Eisenbahn Bukowine 8,5 km;
Amtsgericht Festenberg 7 km;
Einwohner: 82 + 13
| | | |
SANDRASCHÜTZ | Dorf:
Kreis Groß Wartenberg 19,5 km;
Postbestellanstalt, Eisenbahnstation, Amtsgericht, Standesamt, kath. Kirche, evang. Kirche Festenberg (Kr Groß Wartenberg) 2,5 km;
Amtsbezirk Groß Schönwald;
Einwohner: 140
| | | 1791 ist es als Kolonie durch den Besitzer von Schönwald, Friedrich
Ferdinand Graf von Sandretzky, angelegt. Die dort ansässigen Dresch- und
Hofegärtner waren erbuntertänig. Sie erhielten zunächst ungefähr 130
Hektar steuerfreien Forstgrund und konnten darauf sechs
Kolonistenstellen gründen. 1795 wurden weitere 15 Stellen gegründet.
Danach bis 1800 eine weitere Stelle und 1803 ebenfalls eine
Kolonistenstelle. | |
SAUERWINKEL | Kolonie [Nieder Stradam]:
Kreis Groß Wartenberg (Bz. Breslau) 10 km;
Post, Eisenbahn Stradam (Kreis Groß Wartenberg) 5,5 km, Bahnhof 4,5 km;
Einwohner: [32]
| | | |
SBITSCHIN | Dorf und Rittergut:
Kreis, Amtsgericht Groß Wartenberg (Bz. Breslau) 16 km;
Post, Standesamt, kath Kirche Trembatschau 2,5 km;
Eisenbahn Perschau 10 km;
Amtsbezirk Fürstlich Neudorf;
ev. Kirche Droschkau;
Einwohner: 109 + 58
| | | |
SCHLAUPE | Dorf (mit Ziegelei) und Zollhaus [Rittergut Groß Kosel]:
Kreis, Post, Amtsgericht, Eisenbahn, ev. Kirche Groß Wartenberg (Bz. Breslau) 6 km, Bahnhof 8 km;
Amtsbezirk Schloß Wartenberg;
Standesamt Mechau;
kath Kirche Türkwitz;
Einwohner: 545 [+ 4]
| | | |
SCHLEISE | Dorf + Rittergut (mit Forsthaus):
Kreis, Post, Amtsgericht, ev. + kath. Kirchspiel, Eisenbahn
GROß WARTENBERG (Bez. BRESLAU) 4 1/2 km;
Bahnhof 3 km; Amtsbezirk, Standesamt SCHLEISE;
672 + 48 Einwohner. | | | Das Dorf gehörte dem Bistum Lebus. Am 1. Juni 1260 wurde es von Bischof
Wilhelm Lebus zu deutschem Recht ausgesetzt. Die Aussetzungsurkunde ist
zu Schleise selbst von zwei Lebuser Domherren bezeugt und vom
Bischöflichen Notar Konrad ausgefertigt worden. In der "Geschichte des
ehemaligen Bistums Lebus und des Landes gleichen Namens" von Siegmund
Wilhelm Wohlbrück (Bd. 1, S. 132) steht der Wortlaut nach einer
Abschrift aus dem fünfzehnten Jahrhundert. Das Original ist schon um
1900 nicht mehr vorhanden. Schleise ist nach Meinung von Franzkowski dem
Bistum Lebus bereits von den ersten schlesischen Herzögen geschenkt
worden. Es ist somit eins der Dörfer aus dem Kreisgebiet, das eine sehr
lange und alte Geschichte aufzuweisen hat und nachweisen kann. Der
Lebuser Bischof Johann von Borschnitz legte 1400 ein Stiftsregister an.
Nach diesem hatte Schleise 50 Hufen. Davon besaß der Bischof 8 Hufen für
ein Vorwerk. Diese acht Hufen konnten die Bauern aber für einhalb Schock
selber nutzen. Fünf Hufen hatte der Schulze. Sie gehörten zur
Scholtisei. Von den 37 Zinshufen gab jede 6 Scheffel Hafer, 4 Scheffel
Roggen, 2 Scheffel Weizen und 1 Vierdung, zur Hälfte dem Pfarrer, zur
Hälfte dem Bischof, zu Zehnt und Zins; ferner von jeder Hufe 1 Huhn dem
Bischof und
1 Huhn dem Pfarrer. Die Bauern arbeiteten viermal im Jahr, wie es
üblich war. 28 waren es insgesamt. Sie besaßen jeweils zweieinhalb,
eineinhalb oder eine Hufe. Die meisten hatten slawische Namen: Panguski,
Peczoski (Pietzonka), Goliski (Galinski), Hastiri, Nowant (Nowak). Das
zu Schleise gehörende Dorf Gonsow lag südlich des Ortes. Es gehörte
ebenfalls zum Bistum Lebus. Der Ort Gansow ist untergegangen. Nur im
Namen eines Waldbezirkes überdauerte "Gansow" die Zeit. 1549 hatte sich
Freiherr Joachim von Maltzan, der damalige Standesherr von Wartenberg,
in unrechtmäßiger Weise Schleise angeeignet und zu seinem Kammergut
gemacht. Die Schleiser Bauern mußten nun dem Maltzan den Zins
entrichten. Nach einem Urbar von 1666 zahlten die Schleiser Bauern an
die Herrschaft Wartenberg 78 Taler, 24 Groschen in bar, 2 Malter 10
Scheffel Weizen, 6 Malter 1 Scheffel Roggen, 8 Malter 11 Scheffel Hafer,
70 Hühner, 8 Schock 3 Mandeln Eier, 10 Stück Gespinnst umsonst und 51
Stück gegen Lohn. Im 16. Jahrhundert gelangte die ehemals selbständige
Pfarrgemeinde infolge der kirchlichen Umwälzungen vollends zur Parochie
Wartenberg. Es begann wie mit allen Gemeinden der Standesherrschaft auch
in Schleise ein dauernder Wechsel der religiösen Zugehörigkeit, je nach
Ansicht und Zugehörigkeit des Standesherrn. Auf die zum protestantischen
Glauben hinneigenden von Maltzan folgten die katholischen Burggrafen von
Dohna, und so bekam 1598 Schleise wieder eine eigene katholische
Pfarrei. 1633 wird die Kirche aber wieder evangelisch, muß aber bald
danach wiederum katholisch geworden sein. Im
Archidiakonal-Visitationsbericht von 1651 wird berichtet, daß die Kirche
dem Apostel Mathäus geweiht sei, Kirchweihfest ist am Sonntag nach
Mathäus, also im September. Gottesdienst wird jeden 3. Sonntag gehalten,
drei Glocken sind vorhanden, der Pfarrer hat zwei Gärten, der
Kirchschullehrer einen Garten. Das dem Matthias-Stift gehörende
Kunzendorf ist eingepfarrt, Nach einem Bericht aus dem Jahre 1666 war
die Kirche ganz aus Holz gebaut und dem Erzengel Michael geweiht.
Kirchweihfest war am Sonntag nach dem St.-Michaels-Tag, also Ende
September. Ein neuer Altar zeigte das bis in die Neuzeit erhalten
gebliebene Bild des Erzengels Michael. Außer dem Schulzen (!)
waren alle Einwohner katholisch. Vom 4. Dezember 1793 datierte ein
Inventarverzeichnis der Schleiser Kirche. Darinnen wird "ein neugebautes
Pfarrhaus, das zugleich zum Schulhause dient" aufgezählt. Unter dem Groß
Wartenberger Stadtpfarrer Ignaz Kupietz (1845 bis 1876) wurde in
Schleise (1851) eine neue Kirche gebaut, da die alte Holzkirche so
baufällig war, daß sie (1846) polizeilich geschlossen wurde. Die
neugebaute Kirche wurde am Michaelstag 1851 durch Erzpriester Pietzka
eingeweiht. Von den drei Glocken, die im Turm hingen, tragen die große
und die mittlere Glocke eine Inschrift: "Sebastian Götz goss mich anno
Domini 1632" steht auf der großen Glocke. Die mittlere Glocke ist mit
einem Vers in Latein geziert: "Aera Canova Sonant Mentes Hominum Que
Fatigant. "Ut Cuncti Veniant Reddere vota Deo. "Aere Conis Sed Sit Curae
Tibi Fundere Corde. "Aetemo Domini Sit Tua Cura Preces." Jakob Götz goss
mich anno 1606. Die kleine Glocke hatte keine Inschrift (Signierglocke).
Die Schule in Schleise ist als ehemalige Kirchschule "uralt". Zu dieser
Feststellung kam Franzkowski in seiner Chronik auf Seite 416. In einem
Protokoll vom 5. Juni 1767 wird dem Organisten und Schulhalter Mathias
Woytasch, der das Lehrer- und Organistenamt schon 1755 versah, das
jährliche Gehalt neu festgesetzt, durch den "Scholtze von Schleiße
Woytek Lichy" und den ältesten Gerichtsmann Michel David. Von "Mertini
1766" erhielt er von der Schleiser Gemeinde: 16 Rtl. 12 Sgr. in Bar. An
Deputat: Korn 12 Scheffel 8 Metzen, 13 Schock Krauth, ein Fuder Heu und
das benötigte Holz aus den herzoglichen Forsten, das ihm die Bauern
unentgeltlich zuführen mußten. In dem Protokoll ist auch festgelegt, wie
diese an den Lehrer zu zahlenden Geld- und Sachleistungen von den Bauern
aufgebracht wurden: 26 Bauern sowie der Scholze und Kretschmer zahlen
von jeder Hube
10 | Sgr. zusammen | 14 Rtl. - Sgr. |
8 | Dreschgärtner, jeder 2 Sgr. 9 pf. | 20 Sgr. |
8 | Freyleuthe, inklusiv Schäfer, Schmied, Müller und Ziegler, jeder 4
Sgr. | 1 Rtl. 2 Sgr. |
8 | Häusler, jeder 2 Sgr. 9 Hl. | 20 Sgr. |
| zusammen: | 16 Rtl. 12 Sgr. |
Ähnlich wurden die Sachleistungen unter der
Gemeinde aufgeteilt.
1854 wurde neben dem alten Schulhaus ein zweites neues Schulhaus erbaut.
Im Jahre 1866 trug man das alte Schulhaus ab und erweiterte das neue
Schulhaus. 1855 wurde eine zweite Lehrkraft eingestellt und 1903 kam
eine 3. Lehrkraft hinzu. Auf den Lehrer und Organisten Matthias Woytasch
folgte im Jahre 1787 der Sohn Michael; nach diesem 1813 Martin Warwas,
1837 Franz Orßulok, 1874 Vincenz Orschulok. 1910 hatte die Schule 185
Schüler. Der letzte uns bekannte Lehrer in Schleise war der in
Kunzendorf geborene Alfons Dirbach. Er starb am 27. Oktober 1956 in
einem Dorf bei Bielefeld. | |
SCHLOß WARTENBERG | Rittergut:
Kreis, Post, Eisenbahn, Amtsgericht, kath Kirche, ev. Kirche Groß Wartenberg (Bz. Breslau), Bahnhof 2 km;
Amtsbezirk, Standesamt Schloß Wartenberg;
Einwohner: 120
| | | |
SCHLOßVORWERK | Vorwerk [Weinberg]:
Kreis, Post, Eisenbahn Groß Wartenberg (Bz. Breslau) 0,5 km, Bahnhof 1,5 km;
Einwohner: [174]
| | | |
SCHOLLENDORF | Dorf (mit Zollhaus) + Rittergut (mit Ziegelei):
Kreis, Amtsgericht Groß Wartenberg 12 km;
Postbestellanstalt, Amtsbezirk, Standesamt, kath. Kirche Schollendorf;
Eisenbahnstation Stradam 6 km;
evang. Kirche Pontwitz;
Einwohner: 520 + 176 | | | Der Ort ist zu deutschem Recht ausgesetzt worden. 1460 gehört
Schollendorf einem Lorcke. Seit Mitte des 16. Jahrhunderts teilt es sich
in Ober- und Nieder-Schollendorf. In Ober-Schollendorf ist von 1611 bis
1721 die Familie von Prittwitz ansässig. Im Jahre 1721 kauft es Ernst
Wilhelm von Poser und Pangau für 18 500 Taler. 1656 gehörte die
Scholzenstelle nur halb zu Ober-Schollendorf. Außerdem war der Scholze
zinsfrei, aber er mußte die Wolle zum Markt fahren. Es gab damals acht
Bauern, die zusammen 10 Hufen hatten. Der Zins bestand aus: 17
Reichstaler 33 Groschen bar. Ferner: 7 Scheffel, 2 Viertel Roggen,
ebensoviel Gerste, 41 Stück Hühner, 10 Schock 1 Mandel Eier. Die
Frondienste und Arbeitsdienste (Robotten) wurden auf 10 schwere Mark
berechnet. Die 10 Freigärtner zahlten 17 Taler 30 Groschen in Bar.
Außerdem lieferten sie 34 Hühner, 8 Schock 2 Mandeln Eier. Sie waren zum
Teil Handwerker und leisteten keine Arbeitsdienste. Von den sechs
Dreschgärtnern hatte jeder 12 Groschen zu zahlen, dazu zwei Hühner und
drei Mandeln Eier. Für abzuleistende Arbeitsdienste wurden bei vieren
eine schwere Mark verrechnet. Nieder-Schollendorf gehörte 1555 Christoph
von Kossembar genannt Skorkowski und bleibt bis 1676 im Besitz dieser
Familie. Aus dem Jahre 1658 stammen gerichtliche Taxwerte über
Nieder-Schollendorf. Der Taxwert ist 15 842 Taler 30 Groschen. Zum Ort
gehören 12 Bauern, dazu vier Frei- bzw. Groschengärtner sowie neun
Dreschgärtnerstellen. Der Gutsbesitzer zahlte 350 Reichstaler an
Steuern, die Untertanen mußten dafür 112 Reichstaler und 24 Groschen
aufbringen. Im Jahre 1717 kauft Ernst Wilhelm von Poser und Pangau für
19 000 Taler schles. und 125 Taler Schlüsselgeld das Gut. So befanden
sich dann seit 1721 wieder beide Güter in einer Hand. 1768 kauft Helene
Sophie von Klinggräff das vereinigte Gut. 1845 verkauft Ludwig von
Klinggräff für 135 000 Taler an Johann Gottlieb Müller. 1850, 1852 und
1863 wechseln wieder die Besitzer, bis 1883 Karl von Gräffendorff das
Gut für 645 000 Mark ersteht. | |
SCHÖNEICHE | Dorf +Anteil [GrSchönwald]: Kreis GroßWartenberg - 19 km; Postbestellanstalt, Eisenbahnstation, Amtsgericht,
Standesamt, evang Kirche, kath Kirche Festenberg 5 km. Amtsbezirk
GroßSchönwald;231+13 Einw. | | | Die Gemeinde entstand aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts neu angelegten
Vorwerk "Schöneich". Herzog Karl von Württemberg-Oels erwähnt es in
einer Urkunde vom 31. Mai 1707. Vor 1774 bestanden außer dem Kretscham,
der 1724 einem Martin Kupke gehört, nur zwei Frei- und vier
Dreschgärtnerstellen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts kamen fünf weitere
dazu, alle anderen wurden später gegründet. Südlich von Schöneiche liegt
die Kolonie Altbrettmühle mit sieben Freistellen und einer
Häuslerstelle. Nordwestlich liegt die Kolonie Pawelke, die gleichfalls
aus einem gegen Ende des 18. Jahrhunderts kassierten Vorwerk mit sieben
Frei- und zwei Häuslerstellen angelegt worden ist. | |
SCHREIBERSDORF | Dorf und Rittergut (mit Försterei und Ziegelei):
Kreis, Amtsgericht, Eisenbahn Groß Wartenberg (Bz. Breslau) 4,5 km, Bahnhof 7 km;
Post, ev. Kirche Schreibersdorf (Kreis Groß Wartenberg);
Amtsbezirk, Standesamt Baldowitz;
kath Kirche Märzdorf;
Einwohner: 283 + 192
| | | |
SCHUMMÜHLE | Mühle [Kojentschin]:
Kreis Groß Wartenberg (Bz. Breslau) 17,5 km;
Post, Eisenbahn Bralin 3,5 km, Bahnhof 4 km;
Einwohner: [9]
| | | |
SIELONKE | Rittergut:
Kreis, Eisenbahn Groß Wartenberg (Bz. Breslau) 12,5 km;
Post, Eisenbahn, Amtsgericht, Amtsbezirk, Standesamt, kath Kirche, ev. Kirche Neumittelwalde 0,5 km;
Einwohner: 77
| | | |
SKLARKA | Kolonie [Kunzendorf]:
Kreis, Eisenbahn Groß Wartenberg (Bz. Breslau) 7 km, Bahnhof 5 km;
Post Stradam (Kreis Groß Wartenberg) 7 km;
Einwohner: [24]
| | | |
SMOLOK | Kolonie [Tscheschenhammer]:
Kreis Groß Wartenberg (Bz. Breslau) 26,5 km;
Post Conradau (Kreis Groß Wartenberg) 5,5 km;
Eisenbahn Kraschnitz 12,5, Suschen 13,5 km
Einwohner: [114]
| | | |