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2. Die Parochie Goschütz
Eine Kirche wird zu Goschütz schon sehr früh vorhanden gewesen sein, doch ist ihr Bestehen urkundlich erst gegen Ende des 13. Jahrhunderts festgestellt. In einer Urkunde des Bischofs Thomas von Breslau vom 21. Mai 1291 (Schles. Reg. 2194) tritt Heinrich, Pfarrer in Goschütz als Zeuge auf. Pfarrer Florian zu Goschütz, wohl der Nachfolger Heinrichs, besaß zu Senditz bei Trebnitz ein Allodium (Liber fund. B. 72). Am Anfang des 14. Jahrhunderts noch scheint der Goschützer Parochialbezirk ein sehr bedeutender gewesen zu sein. Die Urkunde vom 14. Januar 1376 führt die Pfarrkirche zu Gosz in der sedes Warthinbergensis an. Während um die Mitte des 16. Jahrhunderts alle Kirchen der Standesherrschaft bezw. des Archipresbyterats Wartenberg in protestantische Hände kamen, blieb die Goschützer mit ihrer nicht auf standesherrlichen, sondern auf immunem Bistumsgrunde belegenen Widmut katholisch trotz verschiedentlicher Vexationen, deren sich ihr Pfarrer seitens seiner akatolischen Nachbarschaft ausgesetzt sah. Schon 1548 mußte dieserhalb Bischof Balthasar bei Herzog Johann von Münsterberg-Oels intervenieren. Das Patronatsrecht stand dem Kathedralkapitel in Breslau zu. 1581 bis 1590 war Urban Ryerowny katholischer Pfarrer. Als sein unmittelbarer Nachfolger wird 1594 Benedikt Bernitzki genannt. Die in der schles. Geschichte durch ihren gewalttätigen Sinn übelberüchtigten Herren von Borschnitz (Borsnitz) (vergl. S. 35 und Zeitschrift XXV. Schloß Jeltsch), welche im 16. Jahrhundert Goschütz besaßen (vergl. S. 317) und zeitweis auch die angrenzenden Bistumsgüter in Pacht hielten, fügten der Kirche und Pfarrei durch Entreißung von Grundbesitz und mancher Gerechtsame großen Schaden zu. Dem Glauben ihrer Väter untreu geworden, zogen sie auch ihre und die bischöflichen Untertanen zum Protestantismus hinüber. Ebenso tat es von Köckritz, der Besitzer von Festenberg. Als er um 1610 in Festenberg ein evangelisches Pfarrsystem errichtet hatte, suchte er die noch katholischen Untertanen von Neudorf der Pfarrkiche von Goschütz anwendig zu machen, indem er sie zum protestantischen Gottesdienst in Festenberg und zur Entrichtung des Dezems nach dort zwang. Der Bischof wandte sich deshalb beschwerdeführend an den Herzog von Oels in einem umfangreichen Schreiben, dessen Abschrift er am 11. Januar 1613 dem versammelten Kathedralkapitel zur Kenntnis mitteilte. Notgedrungen verkauften 1606 die von Borschnitz'schen Erben die Herrschaft Goschütz an den Standesherrn Burggrafen von Dohna. Da mit dem neu erworbenen Besitz Bistumsgut vermengt war, welches die Herren von Borschnitz sich unrechtmäßig angeeignet hatten, entstanden nun unliebsame Weiterungen. Auf Grund eines mit dem Bischof bezw. Kathedralkapitel getroffenen Abkommens wurde der Standesherr 1618 rechtmäßig Besitzer des Bistumslandes und kann so die Goschützer Pfarrkirche unter Standesherrliches Patronat. Auf Pfarrer Bernitzki folgte von 1619-33 Pfarrer Johannes Kunowski. Von 1633-37 war die Kirche protestantisch. Als im April 1638 Archidiakon Peter Gebauer Kirchenvisitation hielt, hatte Goschütz wieder einen katholischen Pfarrer in der Person des aus der Krakauer Diözese stammenden Adam von Lowatzki, der nur dem Namen nach, keineswegs aber in seinem Wandel und seinen Sitten ein Edelmann war und großes Aergernis gab, weshalb dem Patron nahegelegt wurde, falls der unwürdige Priester sich nicht bessere, einen anderen zu präsentieren. Die Kirche war zu Ehren Mariä Geburt konsekriert. Nach dem Archidiakonalbericht vom Jahre 1651 war damals Martin Kranz, ein Schlesier, investierter Pfarrer, ein zwar noch jugendlicher, aber musterhafter Priester. Seine Parochianen waren dem Religionsbekenntnis nach noch sehr gemischt. Die Zahl der Katholiken betrug gegen 600. Laut alten Regesten vom Jahre 1359 hätte der Pfarrer ganz bedeutende Einkünfte haben müssen, wenn solche ihm nicht infolge der durch die Glaubensspaltung hervorgerufenen Wirren und durch die Habsucht der Herren verloren gegangen wären. Die Widmut bestand damals in zwei Huben. 1662 errichtete Eleonora Eusebia Gräfin von Wagensperg geb. Burggräfin zu Dohna "in Dominio suo haereditario in Goschütz" zu Ehren der hl. Gottesmutter und Jungfrau Maria eine Lorettokapelle. Zur Sicherung dieser frommen Stiftung wurden 500 Fl. rh. als ein auf dem Dominium Goschütz und den anderen dazu gehörigen Gütern ruhendes, unkündbares Kapital eingetragen, dessen 6% Zinsen der Pfarrer in zwei Terminen (Georgi und Michaelis) erhielt, außerdem noch einen Scheffel Roggen, wofür er verpflichtet war, allwöchentlich (möglichst Sonnabends) eine hl. Messe zu zelebrieren und dem Kantor für Absingung der lauret. Litanei während dieser hl. Handlung zwei Fl. anzugeben. Diese mit Indulgenzen zum Feste der unbefl. Empfängnis Mariens vom Apostol. Stuhle ausgestattete Fundation ist durch Urkunde vom 6. Juli 1663 konfirmiert worden. Da die größere Feier die Hilfe auswärtiger Priester notwendig machte, erhielt der Pfarrer zur Bestreitung der dadurch entstehenden Unkosten von der Gutsherrschaft eine besondere Vergütung. Der fromme Pfarrer Krantz starb am 29. Mai 1665. Nachdem die Pfarrei durch Georg Stratonius administriert worden, folgte 1666 der bisherige Pfarrer von Domatschine, Michael Brix, ein geb. Reichtaler. Bald zu Beginn der Amtstätigkeit des neuen Pfarrers hielt Weihbischof Neander am 26. September 1666 Archidiakonalvisitation. Außer Goschütz gehörten damals zur Parochie: Domaslawitz, Drungawe, Neudorf, Klein und Groß Gahle, Muschlitz, Eisenhammer und Linsen. Kirchweihfest wurde am Sonntage nach Mariä Geburt gefeiert. Im Glockenturme hingen fünf Glocken. Die Parochianen waren in weit überwiegender Mehrzahl katholisch. Andreas Franz Brosek, zu Ujest 1638 geb., am 16. April 1661 zum Priester geweiht, hierauf sechs Jahre Kaplan in Militsch, trat am 1. Mai 1667 das Pfarramt an, das er bis 1682 bekleidete. Sein Nachfolger Paul Franz Janetius (1682-1722) hatte mit vielen Widerwärtigkeiten zu kämpfen, die ihm durch Eingriffe herrschaftlicher Beamten in pfarrliche Gerechtsame bereitet wurden. Christoph Joseph Langer, 1686 in Zülz geb., Priester seit 1711, war Pfarrer von Goschütz von 1722 bis zu seinem am 13. Oktober 1738 erfolgten Tode. Ihm folgte Johannes Augustin von 1738-40. Diesem der ehemaligen Kaplan in Goschütz, seit 1736 Kuratus in Schawoine: Franz Joseph Binkowski bis zu seinem den 3. Mai 1784 erfolgten Tode. Unter diesem Pfarrer wurde die gegenwärtige Kirche gebaut. Derselbe berichtet darüber folgendes:
"Den 19. Oktober 1754, am Feste des hl. Petri de Alcantara, ist der Grundstein am Wege, wo man vom Pfarrhause aus in der Kirche geht, gelegt worden, ... und hat der Kirchenbau bis zu aufgesetztem Knopfe auf dem Turm bis 19. August 1779 gedauert. Bei Antritt der Parochie (20. November 1740) war die alte hölzerne Kirche ganz in die Erde gesunken, daß man nicht anders, als gebückt zur Tür eingehen konnte, und hat bereits gegen 700 Jahre gestanden ..."
Die Kirche wurde nur benediziert zu Ehren Mariä Geburt; Kirchweihfest am Sonntag nach dem 8. September. Franz Alexius Pieschniok verwaltete 37 Jahre das Pfarramt und starb am 28. Mai 1821. Johannes Nogossek von 1821-23. Franz Orlich, geb. zu Kostental 1792, Priester seit 1818, versah das Pfarramt von 1823-48; lebte von da ab als Kommorant bei dem Erzpriester Pietzka in Bralin, wo er 1859 starb. In dieser Zeit wurde die Pfarrei Goschütz administriert von: Emanuel Habemoll (1848/49) Joseph Kolibay (49/50) Wilhelm Wesoly (50/55) Anton Marzon (55/59). Am 6. September 1859 übernahm Paul Kapuscinski (geb. Oppeln 30. September 1826, ord. 1854) als wirklicher Pfarrer die Parochie, die er am 18. August 1894 aufgab, lebte jetzt in Breslau, wo er 1898 starb. Ihm folgte Max Hojenski, (geb. 5. Oktober 1862 in Türkwitz, ord. 23. Juni 1888), welcher am 15. März 1900 Erzpriester des Archipresbyterats Militsch wurde.
Der Bericht über die im Jahre 1666 stattgehabte Archidiakonalvisitation enthält die Bemerkung, daß einst in Goschütz ein Hospital gewesen sein soll, das aber in der Zeit der kirchlichen Umwälzung verschwand.

Schulen in der Parochie

1. Goschütz. Alte Pfarrschule. 1666 war Johannes Selenka, aus Kieferstädtel gebürtig, Lehrer und Organist. Das Kirchschulhaus war ganz baufällig. Außer diesem hatte der Organist vier kleine Gärten, eine kleine Wiese bei der Kirche, eine zweite im Felde gen Muschlitz, welche von der Gutsherrschaft einstmals geschenkt worden, zur Nutznießung. Von der Lorettokapelle erhielt er jährlich außer den bereits erwähnten zwei Fl. drei schwere Mark, aus fünf Mühlen fünf Brote und von den Bauern etwas Roggen. Ein Schulvisitationsbericht vom Jahre 1801 sagt, daß die Schule von 194 Kindern besucht werde; die Schulstube sei viel zu klein, das Gehalt des Lehrers, welches nur in wöchentlichem Schulgeld bestehe, sehr dürftig. In Neudorf oder Domaslawitz müßte ein eigenes Schulsystem gegründet werden. Dem Uebelstande wurde in etwas durch die demnächstige Anstellung eines Hilfslehrers abgeholfen. Seit 1906 ist eine dritte Lehrkraft beschäftigt. 1908 wurde ein neues Klassenhaus errichtet und das Lehrerwohnhaus umgebaut. Mit der Hauptlehrerstelle (gegenwärtiger Inhaber Alben Ronge sei 1879) ist das Kantorat organisch verbunden. Eingeschult sind: Drungawe, Goschützhammer und Muschlitz. 177 Schüler.
2. Goschütz-Neudorf, 1860 gegründet, durchschnittlich 80 Schüler, ein Lehrer. Eingeschult sind: Althammer, Goschütz und Sacrau.
3. Lassisken. Die im Jahre 1870 gegründete Schule wurde 1878 wegen zu geringer Dotation aufgelöst, 1909 wieder errichtet. 50-60 Schüler. Eingeschult sind: Drungaweberge, Domaslawitz, Jeziore, Frischfeuer, Grabek und Drosdenschin.

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