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6. Die Parochie Neumittelwalde (Medzibor)
Die erste Nachricht über die Pfarrkirche gibt uns die Urkunde vom 14. Januar 1376, welche den plebanus ecclesiae in Meczobor erwähnt. 1481, da Bartholomäus Kosicki Pfarrer von Medzibor war, baute Melchior von Rohr, Besitzer von Medzibor, mit Hilfe aller Eingepfarrten vom Adel als: Nikolaus Kerzybolands, Erbherrn von Kenchen, Peter von Prittwitz zu Gaffron, Nikolaus Runzens zu Ulbersdorf und Herrn Nikolaus zu Bukowine die auf einer Anhöhe stehende Kirche. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts wurde sie protestantisch und ist es bis auf den heutigen Tag geblieben. Die protestantischerseits vertretene Meinung, daß seit Einführung des Protestantismus neben dem evangelischen Pastor bis zum Jahre 1607 zugleich noch ein katholischer Pfarrer an der Kirche amtiert habe, ist eine durch nichts erwiesene Annahme. 300 Jahre mußten vergehen, bis zu Medzibor wieder eine katholische Seelsorgstelle errichtet werden konnte dank den Bemühungen des damaligen Erzpriesters im Verein mit dem Königl. Hauptmann a.D. Redtel und dem Bürgermeister Köhler in Medzibor. Nachdem das Gasthofgrundstück "Zur Sonne" (Hypotheken-Nr. 10) auf den Namen des Fürstbischöflichen Stuhles für 3.200 Reichstaler am 21. Oktober 1856 käuflich erworben, das bisherige Gasthaus zu einer gottesdienstlichen Stätte und Wohnung des Geistlichen eingerichtet war, und Kaplan August Posor in Wartenberg (geb. zu Oppeln 20. August 1821, ordiniert 1. Juli 1852) unterm 18. März 1857 zum Kuratus bestellt worden, konnte am 14. April 1857 - dem dritten Ostertage - die kirchliche Weihe stattfinden und in Medzibor zum erstenmal wieder das Opfer des N. B. dargebracht werden. Unter den denkbar schwierigsten Verhältnissen waltete der ehrenwerte und allgemein aufrichtig hochgeschätzte Kuratus Posor seines heiligen Amtes bis zu seinem am 3. Oktober 1890 im Kloster der Barmherzigen Brüder zu Breslau erfolgten Tode. Seine Hirtensorge erstreckte sich über die in 30 Ortschaften und deren Annexen unter 10.000 Andersgläubigen in Entfernungen bis in 15 km zerstreut wohnenden 800 Katholiken mit nur einer einzigen katholischen Schule, während die große Mehrzahl katholischer Kinder protestantische Schulen zu besuchen gezwungen waren, ohne katholischen Religionsunterricht zu genießen.
Neumittelwalde, der Ring von der Promenade aus.
Nach Posors Tode wurde Neumittelwalde einstweilen seelsorglich (wie vor 1857) wieder von Rudelsdorf aus versehen, bis im Oktober 1891 die Administration der verwaisten Stelle dem bisherigen Kaplan Roman Rüchel aus Rybnik übertragen wurde, welcher aber schon im nächsten Jahre Neumittelwalde wieder verließ. Inzwischen war durch Fürtstbischof Georg laut Errichtungsurkunde vom 18. August 1891 die Kuratie zur Pfarrei erhoben, nachdem der Fürstbischöfliche Kommissar Erzpriester Zajadazz kurz vorher die Grundstücke Nr. 116 und 117, auf welchen eine neue Kirche erbaut werden sollte, für zusammen 14.080 Mark erkauft hatte. In opferfreudiger Liebe nahm Kommissarius Zajadacz sich der armen Diasporagemeinde an. Mit Genehmigung der Bischöflichen Behörde ging er selbst nach Neumittelwalde, bezog dort ein Giebelstübchen und arbeitete eifrigst und unausgesetzt daran, dem kirchlichen Notstande schnellstens abzuhelfen. Durch die hochherzige Spende des Weihbischofs Dr. Gleich (22.000 Mark), den - allerdings kleinen - Nachlaß des verstorbenen Kuratus Posor (4.000 Mark) sowie durch Gaben treuer Freunde unterstützt, wagte es Kornmissarius Zajadacz, an die Ausführung des Kirchbaues zu gehen, Am 15. Mai 1893 war feierliche Grundsteinlegung. Unter des Kornmissarius umsichtiger Leitung stieg der Bau rasch empor und war bis auf unwesentliche Teile soweit gediehen, daß am 19. Juni 1894 die Konsekration der zwar einfach, aber in den ansprechendsten Formen gehaltenen Kirche St. Josephi durch Weihbischof Dr. Hermann Gleich unter Teilnahme von 19 Priestern, der beglückten Parochianen und zahlreicher Gläubigen aus dem ganzen Archipresbyterate stattfinden konnte. Tränen der Rührung erglänzten in vieler Augen, als der Hochwürdigste Konsekrator am Schluß der heiligen Handlung in tiefergreifender Ansprache zum Danke gegen Gott und alle diejenigen mahnte, die geholfen, das heilige Werk, "das ihm selbst schon längst am Herzen gelegen," seiner Vollendung entgegen zu führen. "Ganz besonderen Dank" - so betonte der bischöfliche Redner schulde die Gemeinde dem Herrn Kommissarius Zajadacz, diesem wahrhaft hochwürdigen Priester, der unter den größten persönlichen Opfern dieses schöne Gotteshaus erbaut und der verlassenen Gemeinde sich so warm angenommen habe". - Neben der Kirche war gleichzeitig das äußerst praktisch eingerichtete Pfarrhaus entstanden, an dessen Seite schon der Platz für die neu zu erbauende Schule vorgesehen war. Im nächsten Jahre beschaffte Kommissarius Zajadacz der Kirche einen Kreuzweg, welchen er durch den Franziskanerpater Alphonsus Rogosch aus Breslau am 7. Februar weihen ließ. Die folgende Zeit beschäftigte ihn eifrig mit der Regelung der Parochialverhältnisse. Mit der Weihe der neuen Orgel sollte er seine opferreiche Wirksamkeit für Neumittelwalde beschließen, denn kurze Zeit danach gebot der Herr über Leben und Tod seinem treuen Diener unvermutet schnell Feierabend. Die Administration übernahm einstweilig wieder der
Neumittelwalde, Kraschner Straße.
Pfarrer von Rudelsdorf, bis die Gemeinde am 17. Januar 1900 in Johannes von Glowczewski (geb. 23. Oktober 1868 zu Stegers in Westpreußen, ordiniert 23. Mai 1896) ihren ersten investierten Pfarrer erhielt. Als dieser am 1. Oktober 1907 auf die Pfarrei Comprachtczytz versetzt wurde, folgte ihm am 30. Oktober 1907 Pfarrer Adolf Pitynek (geb. 1876 zu Landsberg 0./S., ordiniert am 23. Juni 1902, investiert 21. Oktober 1907, resigniert 1911). Max Otto Peukert, geb. 27. Oktober 1880 zu Berlin, ordiniert 21. Juni 1904, Kaplan in Neusalz, zuletzt Militärseelsorger der 21. Division in Mainz, übernahm die Pfarrei am 1. April 1911.

Schule.
Die ersten Schritte zur Errichtung einer katholischen Schule wurden schon 1854 getan, 1857 verlangte das Fürstbischöfliche General-Vikariat-Amt vom Erzpriester Pietzka Vorschläge wegen Errichtung der Schule, da 34 katholische Schulkinder vorhanden waren und am 22. Oktober desselben Jahres hielt der Königliche Landrat dieserhalb zu Medzibor Termin ab. Schullokal und Lehrerwohnung wurden mit Genehmigung des Fürstbischofs im Kirchengebäude (Nr. 10) eingerichtet, dem Geistlichen dafür Mietswohnung gegeben. Der Fürstbischof bestritt die Kosten der Einrichtung, verpflichtete sich auch jährlich 88 Taler 24 Silbergroschen zum Lehrergehalt beizutragen. Nach ministerieller Genehmigung der Anstalt erfolgte deren feierliche Eröffnung am 10. Oktober 1859, zugleich auch die Anstellung bezw. Einführung des Lehrers Franz Kaboth. Diesem folgten: Franz Kielbassa 1863-66, Dominikus Janietz 1866-73, Karl Buchelt bis 1878, Rudolf Glatzel bis 1886, Bruchy bis 1891, Joseph Henschel bis 1899, Julius Thiel. - Fürstbischöflicher Kommissarius Zajadacz bemühte sich schon während des Kirchbaues um Herstellung eines eigenen Schulgebäudes. Sein Tod brachte die Angelegenheit ins Stocken, unter Pfarrer Pitynek kam sie wieder in Fluß. Nach langen Verhandlungen wurde 1911 der Neubau ausgeführt. Eingeschult: Granowe. (40 Schüler).
Die Schule zu Bukowine seit 1856. Eingeschult: Königswille, Wegersdorf und Annental. 56 Schüler. 1911 wurde ein neues Schulhaus erbaut.

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