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4. Die Parochie Mangschütz - Märzdorf
In einer im Großpioratsarchive zu Prag befindlichen Originalurkunde vom 12. Februar 1297 (ohne Ortsangabe) tritt Pfarrer Heinrich von Manchossicz (Mangschütz) als Zeuge auf, und die Urkunde des Kardinals Johann zu St. Markus vom 14. Januar 1376 führt die Pfarrkirche zu Monkoschicz in der sedes Warthinbergensis an. 1541 wurde Pfarrer an derselben der katholische Priester Johannes Pankoslawski. 1551 suchte er Schutz und Hilfe beim Kaiser gegen den Freiherrn Joachim von Maltzan und seine Kirchenpatrone; seine Bemühungen waren jedoch erfolglos. Er mußte weichen, und seine Kirche wurde protestantisch. 1629 wurde sie wieder katholisch, kam 1633 abermals in protestantische Hände, mußte aber aufgrund des westfälischen Friedensschlusses 1654 dem katholischen Kult endgültig zu rückgegeben werden. - Das Patronat stand dem Dominium Mangschütz conjunktim mit dem Dominium Schreibersdorf zu und die bezügl. Besitzer übten das Präsentationsrecht alternierend aus. So präsentierte 1665 Joachim von Prittwitz-Mangschütz, 1672 Sigismund von Salisch-Schreibersdorf.
- Johannes Columbinus, Pfarrer von Türkwitz, war von 1665-67 zugleich Pfarrer von Mangschütz und unterhielt daselbst den Vikar Nikolaus Dlutowitz. Die Kirche war von Holz, hatte damals ein schlechtes Dach, einen mit Ziegeln gepflasterten Fußboden, eine gemalte Decke, einen mit uralter Bildhauerarbeit und verschiedenen Figuren gezierten Altar. Im hölzernen Tabernakel wurde das Sanktissimum aufbewahrt. Es befand sich daselbst auch eine Krypta für die Adligen. Im Turme hingen drei Glocken, deren größte gesprungen war. Die Allen Heiligen gewidmete Kirche feierte ihr Weihefest am Sonntag nach dem 1. November. Das Pfarrhaus war reparaturbedürftig. Von 1667-70 wurde die Pfarrei durch Paul Franz Moritz administriert. 1670-72 ist Simon Dominik Pfarrer; er verwaltet gleichzeitig die Pfarrei Kobylagóra. Ihm folgte am 24. Oktober 1672 Adam Jakuschowitz, dessen Nachfolger, Kaspar Sochatius, 1682 wegen des erbärmlichen Zustandes der Kirche und des Pfarrhofs die Stelle verlassen wollte. Nach ihm wurde Mangschütz wieder von Türkwitz aus bis 1725 pastoriert. Ferdinand Xaver Klose versieht die Pfarrei von 1725-38; Ferdinand Sczygiel bis 10. Januar 1743, da er starb. Johannes Raczek bis 1754. Martin Bobrownicki, Propst von Góra, welcher hierauf das Benefizium unter der Bedingung erhielt, daß er in Mangschütz wohnen müsse, wenn er zugleich die Pfarrei Góra verwalte, verzichtete auf Mangschütz, als er für Verleihung dieser Stelle noch 11 Reichstaler 3 Groschen an Sporteln zahlen sollte. Der letzte zu Mangschütz wohnende Pfarrer war Andreas Kitzler bis 1758. Nach ihm wurde die Pfarrei von Probst Michael Sklarski zu Góra administriert, bis 1768 auf Verfügung des Bischöflichen Amtes Mangschütz mit Wartenberg vereinigt wurde. Der Bauzustand der Mangschützer Kirche war ein so schlechter, daß die Abhaltung und Beiwohnung des Gottesdienstes mit Lebensgefahr verbunden war. Seit 1780 stand die Kirche verlassen da und die Gottesdienste fanden nur in Märzdorf statt. Aber auch um die dortige Kirche war es nicht viel besser bestellt. Zwar bemühten sich die Stadtpfarrer Scholtz und Libor sehr um die Instandsetzung beider Kirchen, vermochten indes nichts zu erreichen, da das Patronat die feste Absicht hatte, beide Kirchen eingehen zu lassen und dieserhalb auch bei der Königlichen Domänenkammer vorstellig wurde. Letztere setzte sich mit der bischöflichen Behörde in Verbindung. Diese entschied unterm 7. Dezember 1798, daß die Mangschützer Kirche kassiert, die Märzdorfer dagegen, weil dort die meisten Katholiken wohnten, wieder hergestellt werde, die Katholiken zu Mangschütz sich künftig dahin zu halten haben, der Glockenturm zu Mangschütz jedoch neu aufzubauen sei. Nach einer unterm 25. Juli 1799 getroffenen Vereinbarung wurden beide Kirchen am 6. Februar 1800 lege auctionis zum Abbruch verkauft, die Märzdorfer mit Ausschluß des Turmes, welcher stehen blieb, für 15 Reichstaler, die Mangschützer für 34 Reichstaler 5 Silbergroschen. Die Märzdorfer Kirche wurde 1801 neu erbaut. Zur Instandsetzung ihres Turmes mußten auch die evangelischen Einwohner, welche sich anfänglich dagegen sträubten, gemäß Allerhöchster Verordnung mit Geldbeitrag, Hand- und Spanndiensten konkurrieren, weil sie sich des Ausläutens bei Begräbnissen bedienten, wobei kein Unterschied in der Bezahlung gemacht wurde. 1802 ist der Glockenturm in Mangschütz neu errichtet worden. Am 19. Februar 1812 brannte bei heftigem Sturme der Mangschützer Pfarrhof ab, wobei der Pfarrmieter alle seine Habe verlor; nur mit größter Aufopferung konnten seine Kinder vom Feuertode errettet werden. Der Wiederaufbau der Pfarrgebäude kostete gegen 700 Reichstaler.

Die Kirche SS. Trinitatis zu Märzdorf.
Ihre Gründung gehört jedenfalls sehr früher Zeit an; sichere Nachricht bringt uns allerdings erst eine Urkunde aus dem Jahre 1535, worin das Kirchlein zu Märzdorf erwähnt wird. Es scheint, als ob sie ursprünglich Pfarrkirche gewesen sei. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts wurde sie protestantisch und hatte in der Folge gleiches Schicksal mit den anderen Kirchen der Standesherrschaft. Heinrich von Chalstowski, Anteilsbesitzer von Märzdorf, "Mitpatron und Collator" bestimmte unterm 7. Juni 1627 testamentarisch 200 Reichstaler als ein Legat für dortige Kirche, "womit die Kirche bauständig erhalten, der Geistliche sowohl der Kirchschreiber seine Gebührnis jährlich inhalts solchen Testaments erheben sollen". 1676 war aber dieses Legat nebst 49jährigen Zinsen noch nicht ausgezahlt. Am 8. Februar 1628 ist "die neue Mittelglocke von Märzdorf", welche Junker Heinrich Chalstowski der Reesewitzer Kirche "beschieden", nach Reesewitz überführt und dort aufgezogen worden. Dieselbe hängt heut noch im Kirchenturme der evangelischen Kirche zu Reesewitz. Sie führt die Inschrift: "Verbum Domini manet in aeternum. Jacob Götz goss mich anno 1614." Die Märzdorfer Kirche besitzt ein noch wohlerhaltenes, sehr interessantes mittelalterliches Altarbild. Schnitzwerk von nicht geringem Kunstwerte: Maria reicht das Jesuskind ihrer Mutter Anna. Hinterrücks eine Bühne mit vier männlichen Gliedern der heiligen Sippe. - Eine Nachricht aus dem Jahre 1676 besagt, "daß die Kirche jetzt neu erbaut werden muß."
Da wegen zu großer Entfernung von der Stadtpfarrkirche eine geordnete Seelsorge unmöglich war, die Zahl der Mangschütz-Märzdorfer Parochianen auch beträchtlich zugenommen hatte, machte Pfarrer Kupietz angestrengte Versuche zur Erbauung einer Kirche in Mangschütz und Besetzung mit einem eigenen Seelsorger. Wenn ihm nun auch die Ausführung dieses Planes nicht gelingen mochte, so erreichte er doch, daß Mangschütz-Märzdorf 1870 einen eigenen Seelsorger erhielt. Der erste war Theodor Peter. Er wohnte anfänglich im Pfarrhause zu Mangschütz, bezog aber später eine Mietswohnung in Märzdorf. Als er 1882 das Pfarramt Frauenwaldau übernahm, wurde Mangschütz-Märzdorf des herrschenden Priestermangels wegen vorläufig wieder von Wartenberg aus versehen. 1886 überkam Pfarrer Kenty-Türkwitz die Administration, bis 1907 Johannes Netter (geb. 25. April 1873 zu Ellgut-Zabrze, Priester seit 22. Juni 1901) als Kuratus in Märzdorf angestellt wurde. Er bemühte sich um Herstellung eines Pfarrhauses in Märzdorf und sammelte zu diesem Zwecke gegen 10.000 Mark. Nach Schlaupitz versetzt, erhielt er in dem bisherigen Hausgeistlichen des Hospitals zum Heiligen Geist in Beuthen O/S, Franz Bromm (geb. 1. Dezember 1877, ordiniert 17. Oktober 1903), am 1. Dezember 1910 einen Nachfolger.

Schulen.
In Mangschütz bestand von altersher eine Kirch- bezw. Küsterschule. Sie existierte noch 1787. Zum Jahre 1654 wird Kaspar Förster als "Kirchschulmeister" von Mangschütz erwähnt; 1666 ist es Paul Linski; Peter Wojtzik (1677); 1721 Adalbert Wojtzik. Nachdem die Kirchschule längst schon (jedenfalls bei Kassation der Pfarrkirche) eingegangen war, gelang es den Bemühungen des Stadtpfarrers Kupietz, 1858 eine neue öffentliche katholische Schule zu errichten.
1892 wurde auf einem durch Erzpriester Zajadacz neu erworbenen Grundstücke ein modernes Schulhaus erbaut. (71 Schüler.)
In Märzdorf existierte bis ins Jahr 1767 neben der katholischen Kirche ebenfalls eine katholische Schule. Sie war vermutlich auch eine Kirch- oder Küsterschule. Als im Jahre 1764 die Königliche Kriegs- und Domänenkammer das Dominium Märzdorf unter herangezogene Kolonisten aufteilte, und infolgedessen die Zahl der protestantischen Einwohner diejenige der Katholiken überwog, letztere allein aber außerstande waren, ihre Schule zu unterhalten, wurde 1767 die bisherige katholische Schule in eine evangelische verwandelt, indem der katholische "Schulhalter" Philipp Gottschalk entlassen, und an seine Stelle Gottfried Biewald unter Ueberweisung der bisher vom katholischen Schulhalter genossenen Nutzungen und Einkünfte (Haus, Garten, Wiese, ein Malter Korn, 28 Fuder Holz und 9 Reichstaler 18 Silbergroschen jährlich) als "neuer lutherischer Schulhalter" am 19. Juli 1767 berufen wurde. Stadtpfarrer Kupietz bemühte sich um Wiedererrichtung einer eigenen katholischen Schule zu Märzdorf, welche denn auch am 7. April 1857 eröffnet wurde. Der katholische Lehrer versieht seitdem auch das Amt eines Organisten und Küsters. Pfarrer Peter brachte es 1880 zum Bau eines neuen massiven Schulhauses. (53 Schüler.)

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